Lee Jackson Perfect Connection BP-1000

Lee Jackson ist einigen als "Amp-Tuner" bekannt. So arbeitete er u.a. mit Fender und mit Ampeg zusammen. Er gründete jedoch auch seine eigene Ampschmiede "Metaltronix", welche jedoch vornehmlich High-Gain Gitarrenamps herstellte. Etwas später und unter dem Namen "Perfect Connection" entwickelte und produzierte er All-Tube Preamps für Gitarre (GP-1000) und für Bass (BP-1000). Beide Geräte unterscheiden sich aus technischer Sicht nur minimal.
Beide Preamps wurden per Hand in den USA hergestellt, der BP-1000 jedoch in weitaus geringerer Stückzahl als der GP-1000. Aufgrund dieser Tatsache und dass die Preamps nur in einem sehr kurzen Zeitraum zwischen 1985 bis 1990 produziert wurden, macht sie sehr selten. Ab und an findet man dennoch welche auf dem Gebrauchtmarkt.

Übersicht

  • Bauform: 19", 1HE, Stahlblechgehäuse
  • Einbautiefe: 290 mm
  • Technik: Röhre
  • Röhrenbestückung: 3 x 12AX7
  • Klangregelung: 3-Band Equalizier, 6-fach Presetschalter, Bass/Treble-Boost
  • Eingänge: Klinke (vorder- und rückseitig)
  • Ausgänge: Tube-driven Balanced DI (XLR), unbalanced Master 1+2 (Klinke)
  • Sonstiges: Ground Lift, FX-Loop
  • Gewicht: 5,9 kg

Konzept & Sound

Der Preamp bringt einiges auf die Waage. Mit knappen 6 kg ist er wahrlich kein Leichtgewicht. Am spartanischen Innenleben liegt es nicht, sondern eher an der schweren Qualität des verwendeten Stahlbleches für das Gehäuse. 
Schaut man sich das Innere des Preamps an, fallen viele Kabel und direkt verlötete Bauteile auf. Die Röhren sind von außen zugänglich, so dass man den Preamp nicht öffnen muss, um diese auszutauschen. Nur wann kommt so etwas schon mal vor? Zusätzlich sind die Röhren mit einem Becher gegenüber Einstreuungen geschützt.

Die Potis laufen auch nach knappen 25 Jahren Gebrauch butterweich, kratzen aber hier und da doch schon ein wenig. Es wurden durchweg Alpha-Potis verwendet, die relativ günstig und schnell zu bekommen sind. Zudem sind die Potis recht schnell erreichbar, so dass mit knapper Mühe schnell ein zu stark abgenutztes Potentiometer ausgetauscht werden kann. Wo kann man das noch bei den heutigen modernen Amps?

Die Front ist recht übersichtlich gehalten:

Beim Klinkeneingang wird nicht zwischen aktiven und passiven Bässen unterschieden. Die Eingangsempfindlichkeit wird mit "Volume" eingestellt. Ein zweiter PushPull Poti ist im aktivierten Zustand zuständig für die Intensität des Distortion-Channels. Dieser nennt sich nicht umsonst "Distortion", denn die Intensität geht schnell in Richtung "heftiger Zerre". Gefühlvoll eingestellt sind dennoch "zart knuspernde" bis hin zu "Kreissäge-" Sounds möglich. Erfreulich ist aber die Tatsache, dass trotzdem ein deutliches Bassfundament bestehen bleibt und das selbst die "Kreissäge" nicht ganz sooo billig klingt. Geschmackssache...
Der Distortion-Channel kann auch per Fußschalter aktiviert/deaktiviert werden.

Die Klangregelung erfolgt durch einen 3-Band Equalizer. Treble und Bass sind jeweils als PushPull Poti ausgelegt. Hiermit können der Höhen- bzw. der Bassbereich zusätzlich geboostet werden. 
Die Mitten können durch fünf schaltbare Mittenpresets unterschiedlich betont werden. In Stellung 1 werden eher die Hoch-Mitten während in Richtung Schalterstellung 5 immer mehr die Tiefmitten hervorgehoben werden. 
Komischerweise funktioniert der 3-Band Equalizer nur in der Off-Stellung des Mid-Shift Schalters wie gewohnt: Bässe, Mitten und Höhen werden mit den jeweiligen Reglern verändert. Abhängig vom gewählten Mid-Shift Preset können die einzelnen Potis ihre Wirkung ganz verlieren, nur noch eingeschränkt ausüben oder gar den Frequenzbereich wechseln. Mit jedem Mid-Shift Preset muss man sich erneut mit der Wirkungsweise des EQs beschäftigen. "Schnell mal eben den Sound einstellen" ist so nicht möglich.

Aber Achtung! Jeder Mid-Shift-Stellungswechsel und das ziehen der Treble- bzw. Bass-PushPulls wird mit einem mehr oder weniger lauten Knall bestätigt. Dieses Knallen bzw. Knacken wird in mehreren Quellen bestätigt, es scheint "halt so zu sein...".

Ohne das auch nur eines der Presets aktiviert wurde klingt der Preamp richtig schön "bauchig" und "warm". Der Grundsound ist "dick" mit leichter Tendenz zur Basslastigkeit bzw. deutlichen Tiefmitten. Dennoch wird das Instrument klar und definiert wiedergegeben. Das boosten der Bässe kann leicht daneben gehen, denn jetzt wird es schnell "dröhnend". Daher würde ich auf dieses Preset eher verzichten. Der Treble Boost wirkt dagegen recht mild und stellt ein paar gut klingende spitze Höhenanteile zur Verfügung.

Der Preamp bietet die Möglichkeit des "Bi-Amping", d.h. er zwingt dem Nutzer diese sogar auf. Denn anders als z.B. der Fender TBP-1 oder der Yamaha PB-1 bietet der BP-1000 keinen Fullrange Ausgang. Der vorderseitige Crossover Regler dient dazu, die Trennfrequenz festzulegen, die die beiden rückseitigen Ausgänge Master 1 und Master 2 unterscheidet.

Ich habe den Preamp über den Ausgang "Master 1" an eine Endstufe angeschlossen und dann mit der Trennfrequenz experimentiert. So kann man nach einer Weile ganz brauchbare Ergebnisse erzielen. Die besten Soundresultate erhielt ich durch die Verwendung des (Trafo-symmetrierten) Di-Outs. Dieser scheint das Fullrange-Signal wiederzugeben, zumindest fehlt kein Frequenzbereich... Der DI-Out kann vor oder hinter den EQ gelegt werden.

Fazit

Obwohl der BP-1000 einen ziemlich wertigen Eindruck hinterlässt, werde ich das Gefühl nicht los, dass es sich um ein "Bastlergerät" handelt. Es funktioniert zwar alles, nur nicht so "geradlinig" wie man es normalerweise kennt. Sobald ein Preset aktiviert ist, insbesondere die Mitten-Presets, verhält sich der Preamp irgendwie "komisch". Nichts kann mehr wie gewohnt eingestellt werden und die Klangregelung wird zum Rätselraten.
Der Preamp ist nur in der Grundeinstellung, also ohne aktive Presets, ein Plug&Play Preamp. Er klingt fett, mit dickem Fundament und mit durchsetzungsfähigen Mitten/Höhen. Das entschädigt vielleicht ein wenig...

Der Preamp hat neu ca. 1.500 DM gekostet. Auf den Gebrauchtmärkten ist er zwar selten, dann jedoch recht günstig für 150...250 Euro zu finden.

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