Hughes & Kettner Fortress

Auf der Suche nach DEM ultimativen Röhrensound habe ich bislang 5 verschiedene Röhrenpreamps ausprobiert. Kandidaten waren: Ampeg SVP CL, Ampeg SVP Pro, Warwick Quadruplet, Forge AXB Bass Tube PreAmp und eben diesen eher unbekannten Hughes & Kettner Fortress Preamp. Nachdem sich meine Soundvorstellungen mit dem Warwick Quadruplet erfüllten, verstaubten die übrigen Preamps im Rack, einige wurden auch schon wieder verkauft. Na ja, als der Warwick vor kurzer Zeit nicht mehr so wollte, wie er sollte, steckte ich den H&K PreAmp als Ersatz ins Rack. Und da es im Netz nur wenige Informationen zu diesem Preamp gibt, möchte ich diesen hier kurz vorstellen.

Übersicht

  • Bauform: 19"/1HE Stahlblechgehäuse
  • Technik: Röhre (2x 12AX7) und Transistor
  • Klangregelung: 6-Band mit einzeln schaltbarem Mid-Regler, Bass-Boost, Treble-Boost
  • Eingänge: 2x Klinke
  • Ausgänge: Line Out, BiAmp Hi/Lo, Kopfhörer (auf der Rückseite!), Symm. DI
  • Einschleifwege: seriell mit regelbarem Return und parallel
  • Sonstiges: Compressor/Limiter mit regelbarer Intensity und Attack

Konzept & Sound

Obwohl der Amp zwei Klinkeneingänge besitzt, sind diese nicht wie sonst üblich für verschiedene Eingangspegel ausgelegt. Beide Eingänge besitzen die gleiche Eingangsempfindlichkeit. Der Output aktiver bzw. passiver Bässe wird lediglich mit dem Gain-Regler angepasst. Hilfreich dabei ist eine kleine LED, welche bei anliegendem Signal grün, bei Übersteuerung rot leuchtet.

Die Klangregelung erfolgt mittels 6 Reglern. "Contra" bestimmt die Frequenzen unterhalb 50 Hz. Dieser Regler ist feinfühlig einzustellen, da hiermit der "Druckbass"-Bereich bestimmt wird. "Bass" greift in die Frequenzen um die 120 Hz ein, "Voice" um die 220 Hz, "Mid" um die 550 Hz, "Bite" um 2 kHz und "Edge" um 6 kHz. Die Frequenzbereiche wurden sinnvoll gewählt, zufrieden stellende Klangeinstellung sind somit schnell gefunden. Bass und Treble können per Boost besonders hervorgehoben werden, der Mid-Bereich kann sogar deaktiviert werden.
Hervorzuheben ist, dass in "Neutral"-Stellung der Klangregler das Signal unbeeinflusst bleibt. Also, wer mal seinen Bass so hören will, wie er "nackig" klingt...

Eine kleine Besonderheit ist der eingebaute schaltbare dbx-Kompressor, welcher wie vergleichbare Kompressoren im Bodentreterformat mit nur 2 Reglern auskommt. Eine sinnvolle Einstellung ist somit schnell gefunden. Es handelt sich hierbei quasi um einen "Set and Forget"-Kompressor. Dezent und unauffällig verrichtet er seinen Dienst.

Der PreAmp ist als Transistor- und als Röhrenvorstufe ausgelegt. Der "Transistorkanal" arbeitet sauber, schnell und knackig. Durch eine hohe Gain-Einstellungen sind recht harte Zerrsounds möglich.
Der "Röhrenkanal" klingt erwartungsgemäß weicher und mittenbetonter. Hier machen sich die "Contra" und "Bass"-Regler besonders ans Werk. Richtig tiefe Bassbereiche können so erreicht werden. Mittels des "Dir" Schalters wird das Signal direkt ohne Klangbeeinflussung des EQ linear vorverstärkt. Das Basssignal wird lediglich durch die Röhrenverstärkung beeinflusst.

Äußerst positiv empfinde ich die Möglichkeit, Effekte parallel oder seriell anzuschließen. Die Lautstärke des seriellen Returns ist regelbar.

Der Amp bietet die Möglichkeit des sog. BiAmpings. Dazu stehen 2 Ausgänge (HF und LF) zur Verfügung, die Trennfrequenz ist stufenlos wählbar. BiAmp- und Lineausgang liegen hinter dem "Master"-Regler, der DI-Out jedoch vor dem "Master"-Regler.

Fazit

Ich habe diesen PreAmp zu Unrecht zu wenig Beachtung geschenkt. Keiner der oben aufgezählten Amps lässt den angeschlossenen Bass so unverfälscht klingen wie dieser. In allen Einstellungen ist der Charakter des angeschlossenen Basses herauszuhören. Nachdem ich etliche Sound-verbiegende Bodentreter ausprobiert habe, die "Röhrensound" versprachen, dies jedoch nicht wirklich taten, ist der Einsatz dieses Amps nahezu eine Wohltat für die Ohren...
Nebenbei ist dies noch der rauschärmste der 5 Testkandidaten, obwohl es der Baujahr-älteste ist. (Ich habe natürlich neue EHX-Röhren verwendet)
Interessant ist der Amp auch für Freunde der härteren Gangart. Höhere Zerrsounds sind durchaus möglich, ohne jedoch zu sehr nach Säge zu klingen. Durch den Anschluss eines "StageBoards" können die Einstellungen "Bass Boost", "Mid Control", "Treble Boost", "Tube on/off" und "Second PreAmp" geschalten werden. Das kann beim Live-Einsatz äußerst nützlich sein.
Klanglich würde ich ihn zwischen den Ampegs und dem Warwick einschätzen. Röhrensound: ja, Vollröhrensound, wie ihn der Warwick beherrscht: nein.
Der H & K Fortress PreAmp arbeitet eher "dezent" und "neutral", gibt dem Sound durch den Einsatz von Röhren einen "weichen" Klang, ohne das ursprüngliche Basssignal zu verfälschen. Für Puristen sicherlich interessant.

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