Vorgeschichte
In vorherigen Reviews habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass mir Preamps/Amps mit möglichst wenig Einstellungsmöglichkeiten bevorzuge. Als ich den Aguilar DB659 das erste Mal während
eines Gigs sah und hörte wusste ich, dass ich diesen Preamp unbedingt mal testen musste. Er erfüllte grob äußerlich schon mal die Eingangs erwähnten Kriterien.
Dass Aguilar den Ruf einer "Edelschmiede" genießt und Aguilar-Amps i.d.R. recht teuer sind, das wusste ich. Auf der Suche nach einem DB659 musste ich zudem feststellen, dass der Preamp 1.) nicht
mehr hergestellt wird, 2.) recht selten auf dem Gebrauchtmarkt zu finden ist und wenn, dann ist er 3.) immer noch sehr teuer. Ich dachte mir jedoch, dass man beim Kauf eines Aguilar DB659 zum
"gültigen" Gebrauchtmarktpreis nichts falsch machen kann. Sollte er mir wider Erwarten nicht gefallen, verkaufe ich ihn halt wieder...
Hardfacts
Ansichten
Konzept
Viel ist ja nicht drin, habe ich gedacht, als ich den DB659 das erste Mal von innen sah. Das und das recht dünne Gehäuseblech rechtfertigen das doch im Vergleich zu anderen Preamps sehr geringe
Gewicht des Aguilars. Wenn das Innenleben schon nicht viel wiegt, braucht es auch nicht unnötig viel Blech, dem kleinen Kästchen genügend roadtaugliche Stabilität zu verleihen, dachten sich die
Aguilar Entwickler und sollen damit auch Recht behalten.
Den ehemals hohen Verkaufspreis rechtfertigt der Hersteller u.a. durch die ausschließliche Verwendung von hochwertigen Bauteilen, was ich jedoch aufgrund fehlender Sachkenntnis nicht selbst
beurteilen kann, mir jedoch von fachkundigen Leuten bestätigt wurde.
Für den Anschluss eines Basses stehen getrennte Klinkeneingänge für aktive und passive Bässe zur Verfügung. Das Signal des aktiven Inputs wird um -12 dB gesenkt. Zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit und zur Aussteuerung des Eingangssignals steht ein Gain-Regler zur Verfügung, hier mit "Volume" bezeichnet.
Die Klangregelung ist als "klassischer" 3-Band Equalizer mit Bass-, Mitten- und Höhenregelung vorhanden. Desweiteren können per Kippschalter ein Deep- und ein Brightpreset aktiviert werden. Die Gesamtlautstärke des Preamps wird mit "Master" geregelt.
Der Effektweg des DB659 kann parallel oder seriell gewählt werden. Die Signalstärken des ausgehenden "Send"-Signals und des "Return"-Signals können stufenlos per Poti geregelt werden. Durch ziehen des Push/Pull-Potis "Send" kann der Level des Send-Signals sogar um weitere -20 dB gesenkt werden, was für Eingangs-empfindliche Effekte sinnvoll ist. Durch aktivieren des Push/Pull-Potis "Return" wird der Effektweg seriell geschaltet. Nicht vergessen: befindet sich kein Effekt im Effektweg wird der Preamp im seriellen Effektweg-Modus stumm geschaltet.
Der trafo-symmetrierte DI-Out liegt auf der Rückseite des Preamps. Ich bevorzuge einen vorderseitigen DI-Out, da es immer eine gewisse Frickelei bedeutet, in den "Untiefen" des Racks auf der
Suche nach dem DI-Out herumzustochern. Der DI-Out kann wahlweise vor oder hinter den Equalizer gelegt werden. Zur Vermeidung von Brummschleifen kann per Kippschalter ein Groundlift aktiviert
werden.
Des Weiteren stehen zwei parallele Main-Outs zum Anschluss einer Endstufe/Stimmgerät zur Verfügung.
Sound
Der Preamp arbeitet absolut Nebengeräusch-frei. So ist bei vielen Preamps ein mal mehr, mal weniger lautes Grundrauschen vorhanden, so kann ich hier wirklich nichts vernehmen. Höchstens bei
aberwitzigen Treble-Einstellungen ist nur ein geringes Rauschen zu hören.
Der Input des Preamps ist sehr empfindlich ausgelegt. So bietet sogar mein recht Output-schwacher Fender RBV in der passiven Sektion zuviel Input, so dass mit Volume sehr weit runter geregelt werden muss. Noch kritischer wird es mit meinem Output-starken
Fender DLX Precision. Trotz Wahl des aktiven Eingangs, welcher um -12 dB
gesenkt wird, reichen minimale Gain-Einstellungen, um den Preamp gnadenlos zu übersteuern. Eine leichte Übersteuerung mag ja manchmal willkommen sein, hier störte es mich ein wenig, da die
Aussteuerung dadurch etwas fummliger wird. Letztendlich ist es aber nur eine Gewöhnungssache, schnell sind die richtigen Einstellungen gefunden.
Der Grundsound ist erwartungsmäßig "fett" und "bauchig" mit einem sehr massiven Bassfundament. Trotzdem wird der angeschlossene Bass sehr detailgetreu wiedergegeben, nichts wird hinzugefügt, eher
werden die ganz "spitzen" Höhen ein (ganz klein) wenig zurückgenommen.
Der Equalizer arbeitet "butterweich". Man benötigt relativ weite Regelwege, um gewünschte Klangveränderungen zu erreichen. Infolgedessen sind großartige Klangveränderungen, die
vom Grundsound abweichen sollen, nicht möglich. Änderungen des Klanges sind durchaus möglich, jedoch kenne ich Preamps, die hier etwas mehr Variabilität bieten.
Sehr gut gelungen finde ich das Deep- und das Bright-Preset. Bei aktivierten Deep-Preset werden Frequenzen um 30 Hz leicht um 3dB geboostet. Das ist fast nicht zu bemerken, der Sound wird aber
deutlich "runder", ohne jedoch gnadenlos zu wummern. Das Bright-Preset betont den Frequenzbereich bei 5-7 kHz und kann somit die oben erwähnten "verlorenen" spitzen Höhen wieder hervorholen.
I.d.R. spiele ich mit dauerhaft aktiviertem Deep- und Bright-Preset.
Besonders erwähnen möchte ich hier den DI-Out. Ich habe selten einen so "bauchigen" und "warmen" Sound bei einem DI-out-Signal gehört, wie ihn der DB659 bietet. Dieser Klang ist mir schon beim
DB750 und beim DB359 aufgefallen und begeisterte mich auch schon bei diesen Amps.
Fazit
Ich würde den Aguilar DB659 spontan als "One-Sound-Wonder" bezeichnen, ohne dies abwertend oder gar negativ zu meinen. Er eignet sich sehr gut, um dem Klang etwas mehr "Wucht" und "Fülle" zu
geben. Die Stärken des Preamps liegen in der Wiedergabe von cleanen "Vintage"-Sounds. Es ist durchaus möglich, leicht angezerrte Sounds zu erzeugen, jedoch ist dazu oben erwähntes "Feingefühl"
notwendig.
Es fällt mir schwer, dem Preamp mir wichtige Mitten- und Höhenanteile zu entlocken. Man hat zwar durch den 3-Band Equalizer begrenzte Möglichkeiten, die für den Großteil der Anforderungen
ausreichend sind, jedoch wünschte ich mir manchmal ein wenig "mehr" Betonungsmöglichkeiten dieser Frequenzbereiche.
Klanglich würde ich den Preamp vom Grundsound her mit dem Alembic F1-X, Trace Elliot V-Type und dem Fender TBP-1 gleichstellen, nur bietet er halt z.B. nicht die Variabilität des Fender TBP-1.
Ebenso wenig, wie mir ein rückseitig angebrachter DI-Out liegt, mag ich rückseitig angebrachte Ein-/Ausschalter. Vorderseitig würde ich diesen bei einem Rackgerät besser finden...
Der Neupreis des Preamps lag bei 1.200 Euro, auf dem Gebrauchtmarkt wird er zwar selten, dann für ca. 500-600 Euro gehandelt.