Traynor YBA-200 II

Auf der Suche nach MEINEM Wunschsound habe ich mittlerweile 5 verschiedene Röhrenpreamps getestet. Testkandidaten waren: Ampeg SVP CL, Ampeg SVP Pro, Hughes & Kettner FortressWarwick Quadruplet sowie ein Forge AXB Bass Tube.
(Fast) Alle PreAmps kamen meiner Vorstellung DES Röhrensounds auf ihre Weise nahe. Mal mehr, mal weniger... Aber halt nie 100%ig.

Durch Berichte in diesem Forum sowie positiven Berichten aus anderen Foren bin ich auf diesen Amp aufmerksam geworden. Der Preis und das relativ geringe Gewicht machten meine Entscheidung einfach, den Amp zu kaufen.

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Holzgehäuse
  • Technik: Voll-Röhre
  • Röhrenbestückung: 1x 12AU7, 2x 12AX7 in der Vorstufe, 4x KT88 in der Endstufe
  • Endstufenleistung: 200 Watt (an 4 oder 8 Ohm)
  • Eingänge: Passiv, Aktiv, Amp In
  • Ausgänge: 2x Speaker (Klinke), PreAmp Out, Tuner Out, DI Out
  • Klangregelung: Bass, Mid, Treble, Range, Scoop, Resonance, Bright
  • Effektwege: Seriell (Preamp out/ Amp in)
  • Gewicht: ca. 20 kg!

Konzept & Sound

Eins vorweg: Es handelt sich hier um die 2. Serie des YBA. Sie unterscheiden sich durch die Verwendung von KT88 Endstufenröhren anstelle der in der 1. Serie verwendeten 6550er Röhren und durch den Wegfall der Auto-Bias-Einstellungen.
Anfangs schreckte mich die doch eher "geringe" Leistung des Amps von 200 Watt vom Sofort-Kauf ab. Spielte ich doch bisher nur Amps mit Leistungen über 400 Watt. Na ja, kurz im Forum nachgefragt, wurde mir versichert, dass der Amp amtlich laut sein kann. OK, Ängste überwunden und schnell gekauft.

Beim ersten Anspielen fiel mir sofort der tiiieeefe Growl auf, aber auch, dass der Amp schon bei geringen Gain-Einstellungen zu zerren beginnt. Diesen Zerrgrad kann man immer noch als recht harmonisch bezeichnen, nicht jedoch als "Säge" oder gar störend.
Durch meine Vor-Recherchen wusste ich, dass man durch sinnvollen Austausch der Vorstufenröhren mehr "Headroom" erreichen kann. Ich tauschte die zwei originalen SOVTEK 12AX7 gegen eine Electro Harmonix 12AY7 an V1 und eine Electro Harmonix 12AT7 an V2. Als Ergebnis erhielt ich tatsächlich deutlich mehr Headroom, so dass der Sound auch bei höheren Gain- und Mastereinstellungen clean bleibt. Und: Er ist laut!

Was auch sofort auffiel: Er klingt nicht wie ein Ampeg (er ist ja auch keiner...). Das erwähne ich hier, da der Ampeg-Sound gerne als Referenz bei Vollröhrenamps gilt. Den Sound würde ich eher als tief-mittig bezeichnen. Ihm fehlen die Ampeg-typisch betonte Mitten. Aber man hört sofort, dass es sich um einen Vollröhrenamp handelt. Anfangs befeurte ich eine einzelne 410er und war schon von der Klangfülle beeindruckt. Richtig zur Geltung kam dieser jedoch erst bei gleichzeitigem Betrieb einer 410er und einer 115er Box. Soundeinstellungen nach Wunsch sind dank der passiven 3-Band-Regelung m.E. schnell gefunden. Der Bass-Regler ist mit Vorsicht einzustellen, da ansonsten "donnerde" Bässe drohen, die sich nicht gerade positiv auf die Haltbarkeit der angeschlossenen Speaker auswirken können. Interessant finde ich den "Range"-Regler. Dieser scheint so eine Art Balance zwischen Bässen und Höhen zu regeln.

Mit Scoop kann die typische EQ-Badewanne (Bässe und Höhen werden betont, die Mitten werden gleichzeitig abgesenkt) stufenlos geregelt werden. 
Der Einsatz des schaltbaren Resonancereglers hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Trotz vieler Einstellungsversuche konnte ich keine großartigen Soundveränderungen feststellen. Also ließ ich diese Regelung einfach deaktivert.

 

Bedienungskomfort ist wie bei den "Großen" gegeben: Serieller Effektweg (PreAmp out/ Amp in frontseitig!), um 20dB absenkbarer und Pre- oder Post-EQ schaltbarer symmetrischer DI-OUT (ebenfalls frontseitig), Groundlift, Mute sowie StandBy. Hervorragend finde ich das geringe Gewicht von gerade mal 20kg. Für einen Voll-Röhren-Amp sehr wenig und äußerst transportabel.

Als einzigen Schwachpunkt möchte ich hier die fehlenden Speakon-Anschlüsse erwähnen. Boxen können nur per Klinke angeschlossen werden. Die Impedanzen können per Wahlschalter zwischen 4 und 8 Ohm gewählt werden. Laut Manual beträgt die Mindestimpedanz jedoch 2 Ohm.

Fazit

Fürs erste bin ich vom G.A.S. befreit. Mit diesem Amp konnte ich meine Soundvorstellungen erfüllen. Zugleich handelt es sich hier um einen transportablen Amp, der durch sein geringes Gewicht den Rücken schont...
Die Leistung von 200 Watt reicht allemal, um kleine und mittelgroße Gigs mit entsprechenden Boxen zu beschallen.
Die allgemeine Angst, dass die Qualität bei Produkten aus Fernost mies sei, kann für diesen Amp nicht gelten: Er wird in Kanada hergestellt. Ob in der dortigen Produktion keine fleißigen Leutchen aus Fernost werkeln, vermag ich nicht zu sagen. Eines jedoch schon: Der Amp ist durchweg solide und ohne erkennbare Fehler gebaut und bietet bei einem geringen Preis Vollröhrensound pur!

Links