Gallien-Krueger Amps zeichneten sich bisher immer dadurch aus, dass sie Leistungsstärke und geringes Gewicht vereinen. Dass es noch eine Spur leichter gehen kann, beweisen die Verstärker, die auf Class D setzen. So sind schnell Leistungsangaben im kW-Bereich bei einem Gesamtgewicht von knappen 1000 Gramm möglich. So bieten heutzutage viele Hersteller nur noch Class D Verstärker an oder haben zumindest das eine oder andere Modell im Portfolio.
Ich besitze und spiele seit einigen Jahren einige Amps (u.a. 400RB, 800RB, Fusion 550, 200RCB) aus dem Hause Gallien-Krueger und schätze deren unverwechselbaren runden und ausgeglichenen Klang. Ich habe auch bemerken müssen, dass diese Amps, obwohl aus dem gleichen Hause, unterschiedlich klingen. So war ich neugierig auf den kleinen MB200...
Der Amp ist wirklich winzig. Im Prinzip zeigen die hier dargestellten Fotos die Originalgröße des Verstärkers, welcher mit knappen 20x20 cm Grundmaß super transportabel ist und nahezu überall schnell verstaut ist.
Das Gehäuse des gerade mal 1 kg schweren Amps besteht komplett aus Metall und stellt somit wahrscheinlich den größten Gewichtsanteil am gesamten Amp dar. Die Standfestigkeit des MB200 wird durch vier relativ große und griffige Gummifüße gesichert. Ich hatte jetzt nie das Gefühl, dass alleine das Gewicht des Instrumentenkabels den Amp von der Box ziehen könnte.
Im Inneren des Amps zeigen sich vier voneinander getrennte Platinen, welche mit Kabelbrücken miteinander verbunden sind.
Zur Leistungsverstärkung wird ein icePower 50ASX2 Modul aus dem Hause B&O verwendet, welches in vielen weiteren Amps Verwendung findet und sich einen guten Ruf erarbeiten konnte. Eigentlich nicht mehr (2019) das "Gelbe vom Ei", dazu später mehr...
Die Potentiometer und Kippschalter der Frontseite sind beidseitig durch überstehende Metallgriffe gegen seitliche Stöße geschützt.
Alle derart kompakt gebaute Amps haben eines gemeinsam: Aufgrund des Formfaktors kann zur aktiven Kühlung nur ein kleiner Lüfter verbaut werden, der den zur Kühlung benötigte Luftstrom nur durch hohe Drehzahl beschaffen kann. Ein kleiner Lüfter, der mit hoher Drehzahl läuft verursacht zwangsläufig nervige und lästige Geräusche. Mein MB200 wurde noch nicht viel genutzt, dementsprechend wenig Staub hat sich am Lüfter festgesetzt. Richtig laut können diese kleinen Quirle werden, wenn sich durch Staubablagerungen Unwuchten ergeben...
Mit der MB-Serie hat Gallien-Krueger fünf Amps in verschiedenen Leistungsklassen und mit den Fusions auch mit einem anderen Preamp-Konzept auf den Markt gebracht. Der MB200 stellt von den äußeren Abmaßen und auch von der Leistung her den kleinsten Amp aus der MB-Reihe dar. Anders als bei seinen größeren Brüdern sind die Regelmöglichkeiten deutlich eingeschränkt und die Frontplatte dementsprechend übersichtlich gehalten:
Der Bass wird per Klinke angeschlossen, die Eingangsempfindlichkeit kann per Kippschalter um 10dB abgesenkt werden. Eine getrennte Gain-/Master-Regelung steht nicht zur Verfügung. So stellt Gain die einzige Möglichkeit zur Lautstärkeregelung dar.
Fast schon GK-typisch ist der 4-bändige Equalizer mit
Ebenso typisch ist das Contour-Preset, welches hier nicht stufenlos regelbar ist sondern per Kippschalter aktiviert/deaktiviert werden kann. Mit diesem Preset werden die Bässe und Höhen leicht geboostet, während die Mitten leicht abgesenkt werden.
Eingeschaltet wird der Amp per Druckschalter. Ein umlaufender Ring leuchtet erst rot und wechselt bei Betriebsbereitschaft zu blau.
Ebenso spartanisch erscheint die Rückseite des Amps mit nur wenigen Anschlussmöglichkeiten für eine Box (Speakon) sowie einem DI-Out (XLR). AN einer Miniklinkenbuchse kann eine externe Quelle angeschlossen werden.
Eine weitere Klinkenbuchse dient als Kopfhörerausgang oder als unsymmetrierter Line-Out.
Ich habe den Amp im Probenraum an meine bevorzugte Boxenkombination bestehend aus einer Hughes & Kettner QS410 Pro und einer QS115 Pro angeschlossen. Mit den anliegenden 4 Ohm sollte der Winzling satte 200 Watt leisten. Heutzutage schmunzelt man eher über 200 Watt, da Class D Amps gerne schon mal im kW-Bereich angesiedelt sind.
Ich muss zugeben, ich war erstaunt über den "erwachsenen" Ton, den der MB200 von sich gab. Das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Warum nicht? Nun, ich kenne (und schätze) den SWR Headlite, welcher mit einem B&O icePower 125ASX2 Power-Modul erstaunlich durchsetzungsfähig klingen kann. Die 125er Power-Module waren die ersten Class D Poweramps, die sich wirklich gut am (Bass-) Markt behaupten konnten. Ich weiß jedoch auch, dass es hörbare Leistungsgrenzen gibt. Nun, der MB200 ist mit einem deutlich leistungsschwächeren Power-Modul aus gleichem Hause bestückt. Meine Skepsis verflog jedoch schnell, da der Amp sich im Gesamtmix sehr gut behaupten konnte. Das mag u.a. daran liegen, dass dem Amp eine deutlich hörbare Betonug der Mitten verpasst wurde. Ich spiele bevorzugt Bässe aus dem Hause Music Man, die ohnehin schon über ein deutliches Mittenvoicing verfügen, so dass diese Frequenzen an manchen Stellen sogar ein wenig "zähmen" musste. Der EQ des MB 200 greift relativ gutmütig in das Soundgeschehen ein, so dass großartige Soundunterschiede nicht zu erwarten sind.
Das "Contour"-Preset ist wie bei den Gallien-Krueger Oldies 800RB und 400RB nur per Kippschalter schaltbar, in der Intensität wie z.B. beim Fusion 550 jedoch nicht regelbar. Das wiederum finde ich schade, den abgesehen davon dass das Contour-Preset beim MB 200 recht deutlich zugreift, empfinde ich die Regelung der Intensität als sehr nützliches Feature.