Ashdown MiBass 220

Als immer mehr Hersteller Amps mit Class D Endstufenpower im Programm führten, habe ich lange Zeit diese Entwicklung nicht weiter beachtet und auf Röhrenpower gesetzt. Die enorme Gewichtsersparnis bei gleicher Leistung war dann doch irgendwann so verlockend, dass ich erste Testversuche mit diesen vergleichsweise winzigen Amps wagte.

Der Ashdown Little Giant 350 war der erste Amp mit einer Class D Endstufe, den ich mir gekauft habe. Er klang erstaunlich geradlinig und ließ auch viele Soundvariationen zu, er konnte sich nur nicht im Zusammenspiel mit der Band behaupten. Ich war ziemlich enttäuscht, verkaufte den Amp wieder recht schnell und spielte wieder meine Vollröhrenamps. Die Erinnerung an guten Sound bei geringem Gewicht blieb jedoch erhalten, so dass ich ein paar Monate später einen Neuversuch startete und aufgrund erster positiver Berichte einen Ashdown MiBass 220 kaufte.

Übersicht

  • Bauform: Topteil im Metallgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Maße: 255mm x 210mm x 80mm (BxTxH)
  • Gewicht: 1,7 kg
  • Leistung: 220 Watt an 4 o. ca. 160 Watt an 8 Ohm
  • Eingänge: Instrument (Klinke), AUX in (Klinke)
  • Ausgänge: Speaker (Speakon), Headphone (Klinke), DI-Out (XLR)
  • Klangregelung: semiparam. Bass, Mitten, Höhen

Konzept

Die Little Giants fanden keinen sehr großen Interessenten- bzw. Käuferkreis. Das mag u.a. daran gelegen haben, dass die angepriesene Leistung der Amps gefühlt weit hinter der empfundenen Leistungsabgabe lag. Daher hat sich Ashdown ganz schnell dazu entschlossen, ein "Update" in Form eines neuen Amps nachzuschieben.

Den MiBass gab es in zwei Varianten, die sich lediglich in der Endstufenleistung (550 oder 220 Watt) unterschieden. Dazu wurden im MiBass Powermodule aus dem Hause B&O eingesetzt, die in vielen anderen Bassamps erfolgreich ihren Dienst verrichten. Im MiBass 220 werkelt das kleinste Powermodul der icePower-Reihe (icePower 50ASX). Verpackt wurde diese in einem sehr stabil wirkendem Metallgehäuse.

 

 

Den Preamp der Little Giants hat man (fast) unverändert beibehalten und nur in wenigen Details erweitert. Für den Anschluss des Basses findet sich eine Klinkenbuchse auf der Vorderseite. Mit einem Druckschalter kann ein starkes oder eher schwaches Eingangssignal (aktiver oder passiver Bass) gewählt werden. Das Ashdown-typische VU-Meter fällt bei diesem Amp aufgrund der beengten Platzverhältnisse vergleichsweise klein aus. Es dient dazu, die Eingangsempfindlichkeit einzustellen. Die Hintergrundbeleuchtung leuchtet rot, wenn ein zu hohes Signal per Input eingestellt wurde.

Der 4-Band Equalizer ist wie folgt aufgeteilt:

 

Bass: ± 15 dB @ 100 Hz

LoMid: ± 15 db @ 160 Hz - 1,6 kHz

HiMid: ± 15 dB @ 750 Hz - 7,5 kHz

Treble: ± 15 dB @ 3,5 kHz - 10 kHz

 

Mit Deep (+15 dB @ 50 Hz) und Shape (+8 dB @ 30 Hz und 10 kHz, -10 dB @ 400 Hz) stehen zwei per Druckschalter weitere aktivierbare Presets zur Verfügung.

 

Über eine 3,5 mm Klinkenbuchse kann ein Line-Signal gespeist werden, welches zudem in der Stärke per Poti geregelt werden kann. So kann der MiBass auch zu Übungszwecken genutzt werden. Soll dies gaaanz leise erfolgen, kann ein Kopfhörer per Headphone-Jack angeschlossen werden, welcher sich auf der Rückseite des Amps befindet.

Daneben finden sich noch die Anschlüsse für einen balanced DI-Out (pre/post EQ schaltbar), die Klinkenbuchsen für den Effektweg, sowie der Ausgang des unbalanced Line Out Signals. Die Boxen werden an zwei vorhandenen Speakon-Combo Buchsen angeschlossen.

Eigentlich finde ich rückseitig angeordnete Ein/Ausschalter immer etwas deplatziert, bei Amps mit den Ausmaßen des MiBass kann ich über dieses "Manko" jedoch hinwegsehen, da der Schalter gut erreichbar ist. Aber wenn dann auch noch die Kaltgerätebuchse für den Netzanschluss genau über eben diesem Schalter platziert wird, finde ich dass wieder meehhh...

 

Ebenfalls rückseitig vorhanden ist der Lüfter. Diese i.d.R. aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Durchmesser recht klein dimensionierten Fans arbeiten oftmals mit recht hohen Drehzahlen, um den zur Kühlung benötigten Luftdurchsatz zu erreichen. Das wiederum führt oftmals zu unerwünschten und nervenden Lüftergeräuschen. Viele Amps verfügen über eine von der Temperatur abhängigen Drehzahlsteuerung, die eben genau diese Geräusche verringern soll. Der MiBass verfügt nicht über so eine Steuerung. Der Lüfter springt beim Einschalten sofort an und dreht mit gleichbleibender Drehzahl. Der Lüfter ist hörbar, ich empfinde ihn jedoch (noch) nicht als störend.

Praxis & Sound

Ich bin aufgrund des gleichen Preamps davon ausgegangen, dass der MiBass 220 wie der mir bekannte Little Giant klingen wird. Er klingt aber anders. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich enttäuscht wurde, denn er klingt ´ne Spur besser. Ob das nur an der hier verwendeten Endstufe liegt (im Little Giant werkelt keine B&O-Endstufe) oder ob der Preamp doch verändert wurde, kann ich nicht sagen.

Die wählbaren Presets Deep sowie Shape greifen hörbar ins Soundgeschehen ein. Allerdings finde ich, dass bei beiden Presets der Bassbereich zu sehr in den Vordergrund gestellt wird, was schnell zu schwer kontrollierbaren Raumklängen führen kann.

Der MiBass verfügt über einen in meinen Ohren sehr gut abgestimmten Equalizer, so dass mit diesem viele unterschiedliche Sounds möglich sind. Es ist (fast) unmöglich, den Sound "schlecht" klingen zu lassen. Einzig das Treble-Band finde ich jetzt nicht sooo brauchbar, da es höher eingestellt auch das Grundrauschen stark in den Vordergrund stellt.

Einzig die Bedienung des Equalizers ist etwas fummelig. Während die Centerfrequenzen mit Drehreglern gewählt werden, dienen Fader dazu, die Frequenzen anzuheben oder abzusenken. Aufgrund der geringen Abmessungen hat man nur wenig Platz zwischen Drehreglern und Fadern gelassen, so dass mit "dicken" Fingern gezielt gegriffen werden muss...

Der Preamp ist eindeutig für cleane Sound kreiert worden. Sobald der Preamp etwas höher angesteuert wird, tritt eine m.E. nicht sooo wohl klingende Verzerrung ein.

Deutlich besser empfand ich die gebotene Power des Amps im Vergleich zum Little Giant 350. Der Sound wurde druckvoll und straff wiedergegeben, ohne dass man das Gefühl bekam, dass der Amp an seiner Leistungsgrenze betrieben wurde. Dazu habe ich den Winzling jedoch immer an mindestens 410er Box betrieben. 

Im Vergleich zu den heutzutage (2020) verwendeten Endstufen aus dem Hause B&O muss man fairerweise sagen, kann der MiBass 220 leistungsmäßig nicht mithalten. 

 

 

05.2020