Ampeg B-15T PortaFlex

Mit Ampeg verbindet man schwere leistungsfähige Röhrenmonster á la SVT. Aber viele verbinden den Namen auch mit den in den 60igern sehr populären und heutzutage sehr selten anzutreffenden B-15 FlipTops. Während der SVT-Bolide für Power pur und für den Einsatz auf "großen Bühnen" steht, haben sich die B-15 Amps als beliebte Studioamps gemausert. 

 

Ampeg brachte 1960 mit dem B-15 einen der ersten wirkungsvollen BassCombos auf den Markt. Innovativ war, dass zum besseren Transport und zum Schutz des Amps, der Combo-Deckel mit dem darauf fest montierten Head mit wenigen Handgriffen umgedreht werden konnte. Das s.g. FlipTop-Design wurde geboren.

 

Die Bühnen und die Locations wurden immer größer, so dass ab Mitte der 60iger gerade im Bass-Bereich der Ruf nach leistungsstärkeren Amps immer größer wurde. Einige Hersteller wollten andere Wege gehen und versprachen sich große Vorteile durch den Einsatz von Transistoren anstelle der bis dahin gängigen Röhren. Daher entwarf Ampeg 1966 parallel zum fest etablierten B-15N den auf Transistoren basierenden BT-15. Das FlipTop-Konzept wurde beibehalten und die Leistung konnte von den 25 Watt des B-15N auf 50 Watt des BT-15 gesteigert werden. Der BT-15 genoss einen guten Ruf, jedoch wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass er sogar ´nen Tick teurer war als der bereits seit Jahren bewährte Röhrenkollege, verkaufte er sich denkbar schlecht und die Herstellung des BT-15 wurde bereits Ende 1970 wieder eingestellt.

 

Ampeg setzte (fast) ausschließlich auf leistungsstärkere Amps wie den 1969 vorgestellten 300 Watt starken SVT. Der B-15 hatte jedoch viele Liebhaber gefunden und wurde deswegen alle paar Jahre wieder bis hin zum 2011er Heritage B-15 mit ein paar Neuerungen versehen neu aufgelegt.

 

1988 wurde sogar eine neue Transistor-Variante vorgestellt, diesmal B-15T genannt.

Übersicht

  • Bauform: Combo im Holzgehäuse
  • Technik: Transistor
  • Speaker: 15" ElectroVoice EVM-15L
  • Maße: 53 x 54 x 36 cm (HxBxT)
  • Gewicht: 34 kg (Combo 26 kg + Head 8 kg)
  • Klangregelung: 4-Band EQ, Ultra Hi/Lo Preset
  • Leistung: 100 Watt an 4 Ohm
  • Eingänge: Klinke (passiv), Klinke (aktiv, mit -15dB Dämpfung)
  • sonstiges: FX-Loop, Balanced DI-out

Konzept

Das dieser Combo für den Bühneneinsatz gebaut wurde, lässt die schwere Verarbeitungsqualität erahnen. An einigen kleinen Stellen sieht man es meinem 25 Jahre alten B-15T an, dass er viel bewegt wurde. Nicht betroffen ist der Tolex-Bezug des Gehäuses, welches nahezu unverwüstlich erscheint.

 

Wie beim großen Vorbild wurde auch beim B-15T das FlipTop-Prinzip beibehalten. Der Deckel des Combo-Gehäuses kann mit zwei Schnellverschlüssen je Seite gelöst werden...

 

 

so dass der Deckel mit dem darauf fest verschraubten Head gedreht werden kann.

 

Der Head ist somit beim Transport geschützt und befindet sich dementsprechend in einem guten äußeren Zustand.

 

Der oberseitig angebrachte Griff eignet sich nur bedingt zum Transport des Combos: Dieser hat ein Gesamtgewicht von 34 kg, welches sich mit ca. 26 kg auf das Combo-Gehäuse inkl. Speaker und mit ca. 8 kg auf den Head aufteilt. Der Tragegriff macht nicht gerade den stabilsten Eindruck und diese Art des Transport ist auch einfach nur unhandlich. Man sollte gleich die beideitig des Combos angebrachten Griffe nutzen...

 

Alternativ kann der Combo auch einfach nur gerollt werden. Dazu sind unterseitig vier groß dimensionierte Rollen angebracht.

 

Der Speaker ist frontseitig durch einer stabilen Tolex-Frontbespannung geschützt, welcher sich nicht bis zur "Pappe" durchdrücken lässt. Das Tolex ist auf einen Rahmen gespannt, dieser ist mit Klett mit dem Combo verbunden.

 

Den B-15T gab es in zwei Varianten, die sich nur durch die Verwendung zweier verschiedener Speaker (und der dadurch entstehenden klanglichen Differenzen) unterschieden. Zum einen wurde ein Ampeg Custom 15" Speaker angeboten, welcher einen warmen Vintage-Sound bieten sollte. Als Alternative wurde ein ElectroVoice EVM-15L verbaut, der Rock-Klassiker schlechthin.

 

 

Das Bedienpanel des Heads ist schlicht aufgebaut:

 

 

Für den Anschluss des Basses stehen zwei Klinkeneingänge mit jeweils unterschiedlicher Empfindlichkeit zur Verfügung.

Die Aussteuerung der Eingangsempfindlichkeit wird mit Gain geregelt, wobei eine PEAK-LED behilflich ist.

 

Der Equalizer ist 4-bändig aufgebaut: Mit Low (± 14 dB @ 80 Hz), Low Mid (± 12 dB @ 400 Hz), High Mid (± 12 dB @ 1 kHz) und High (± 20 dB @ 4 kHz) kann der Wunschsound schnell und effektiv eingestellt werden. Alle vier Potis des Equalizers sind PushPull-Potis. Durch ziehen dieser Potis können vier Presets aktiviert werden: Ultra Low (± 10 dB @ 40 Hz), Low Mid Shift (± 12 dB @ 640 Hz), High Mid Shift (± 12 dB @ 1,6 kHz) und Ultra High (± 10 dB @ 5 kHz).

 

Durch ziehen des Master-Potis wird ein OnBoard Limiter aktiviert. Dieser greift sehr weich und harmonisch ein und cuttet nicht einfach das Signal. Es ist kein Arbeitspunkt für den Limiter einstellbar. Je nach gewähltem Gain und eingestelltem EQ greift der Limiter in das Soundgeschehen ein.

Beim vorderseitig angeordneten Line Out / Line In handelt es sich quasi um einen FX-Loop, welcher nach dem Equalizer jedoch noch vor dem "eigentlichen" FX-Loop (rückseitig) abgegriffen/eingeschleift wird.

Die Signalstärke des rückseitig angeordneten Balanced DI-Out kann mit BAL Line Out Level geregelt werden.

Der Amp und der Speaker sind nicht fest miteinander verkabelt. Zum Anschluss des Speakers wird der Speaker-Out genutzt. Mit einem Schiebeschalter kann der Speaker-Out stumm-geschaltet werden, der Headphone Out bleibt davon unberührt.

Sound

Mit seinen knappen 25 Jahren ist mein B-15T weitestgehend Rausch- und Brummfrei. Der Grundsound des Combos (alle Potis auf neutral, kein Preset aktiviert) ist recht Mitten-lastig und so gar nicht "bassig". Abhilfe schafft der wirklich sehr gut eingreifende und geschmackvoll abgestimmte Equalizer. Allein durch Aktivierung des Ultra-Low Presets erhalte ich einen wohlig-weichen und runden Basssound mit immer noch deutlichen Hoch-Mitten und Höhen. Durch Verschiebung der Low-Mid und High-Mid Centerfrequenzen sind ebenfalls große Veränderungen im Sound möglich. Lediglich das Höhenband greift vergleichsweise nicht so stark in das Soundgeschehen ein. Zumindest habe ich den Eindruck, dass die Regelwege nicht so linear verlaufen, wie bei den anderen drei Bändern. Erst auf den letzten mm des Regelweges sind Klangveränderungen zu vernehmen. Ein Aktivieren des Ultra-High Presets erzeugt sehr deutlich hervorgehobene Höhen, vermehrt aber auch das Grundrauschen des Amps.

 

Ich bevorzuge "dicke" und "bauchige" Sounds und stelle meistens den EQ so ein, dass ich Bässe und Hochmitten betone, die Tiefmitten ´nen Tick rausdrehe, die Höhen oftmals sogar recht stark beschneide (ich spiele Output-starke und stark Mitten-lastige Music Man Bässe). Diesen von mir bevorzugten Sound bekomme ich mit dem B-15T schnell und einfach eingestellt, der Sound weiß zu überzeugen.

 

Erstaunlich ist die Lautstärke, die dieser Combo erzeugen kann. Probenraumbeschallung und Bühnenmonitoring sind mit diesem Amp locker möglich.

 

Der Amp bietet eine Mischung aus cleanen Sounds, bei höherer Aussteuerung und härteren Anschlägen ist ein gewisses "Timbre" zu vernehmen. So richtig kratzig/zerrig, wie man es gerne alten Transistor-Amps nachsagt, wird der Amp nie.

 

Wirkungsvoll ist der Limiter. Dieser beschneidet nicht knallhart das Signal, er arbeitet eher wie ein Kompressor. Höhere Lautstärken sind mit diesem "Limiter" im cleanen bis "leicht zittrigen" Bereich möglich.

 

Interessant ist der Vergleich mit dem vielzitierten "Vorbild", seinem Röhren-Kollegen. Ich kenne den Heritage B-15 aus einigen Anspiel-Möglichkeiten. Was soll ich sagen: Der B-15T klingt anders. Punkt.

Der Röhren B-15 klingt feiner aufgelöst und verleiht dem Sound mehr Dynamik. Der B-15T klingt irgendwie "moderner" und ´ne Spur härter zupackend. 

Die B-15 "Familie" ist beim B-15T zu erkennen, wahrscheinlich aufgrund des ähnlichen Combo-Gehäuses, aber wer DEN Sound des B-15 (Röhre) sucht, wird ihn mit dem B-15T nicht finden.

Fazit

Bereits nach nur vier Jahren wurde 1992 die Produktion des B-15T wieder eingestellt. Die Verkaufszahlen zeigten, dass wohl nicht viele Leute den Sinn eines relativ leistungsschwachen Combos sahen, der zudem auch noch anders als das Röhren-verstärkte "Original" klang.

Eigentlich schade, denn der Combo verfügt über einen sehr guten Equalizer, der vielfältige Einstellungen ermöglicht und somit viele Soundvorstellungen bedienen kann.

Die Optik des Heads im m.E. schmucklosen "Kartonformats" hätte gelungener sein können, aber die "inneren" Werte zählen...